Was geschah vor zwei Jahren 🖤
Es ist viel zu wichtig. Hiermit möchten wir noch einmal in Erinnerung bringen, was vor zwei Jahren geschah und worauf wir alle achten sollten.
Liebe Freunde 💚,
vor allem diejenigen, die sehr gerne Reisen und sich gerne in der Nähe von Gewässern aufhalten.
Ich schreibe diese Zeilen an Euch, um mein gestriges Erlebnis zu verarbeiten und auch um Euch in Erinnerung zu bringen, welche Kraft die Natur (im gestrigen Fall das Meer) haben kann.
Ich schildere die Situation sehr detailliert, da ich sehr hoffe, dass ich dadurch meine liebsten Mitmenschen warnen und vor allem sensibilisieren kann. Ebenso möchte ich alle bitten, den Erste-Hilfe-Kurs aufzufrischen, sofern die Maßnahmen Euch nicht mehr so ganz geläufig sind. Und genauso wichtig ist: Was mache ich in einem Notfall. Wie ist die Kommunikation!
Mariyana und ich sind seit einigen Tagen in Shkorpilovtsi und Campen oben auf den Dünen am Strand. Die Lage und die Atmosphäre ist paradiesisch, jedoch ist ein großer Teil des Strandes „wild“ und somit unbewacht.
Die letzten Tage gab es an der kompletten bulgarischen Küste sehr viel Wind, das Meer war sehr unruhig, die Wellen so hoch, wie wir sie hier noch nie erlebt haben. Die Lifeguards hatten in den Tagen zuvor an den bewachten Stränden eine Menge zu tun. Vor allem mit dem vermeintlich alles wissenden und mit allem zurechtkommenden Geschlecht, dem unverbesserlichen und Testosteron gesteuerten Mann… Hinzu kommend uneinsichtig und alkoholisiert.
Gestern hatte sich das Meer deutlich beruhigt, es war viel klarer, die Wellen hatten deutlich nachgelassen. Alle freuten sich und wir gingen schnorcheln. Am Nachmittag haben wir dann mit einer sehr guten Freundin am Zelt einen Videocall gehabt und nachdem wir aufgelegt haben, hörten wir ein paar mal ein ey, ey..? Wir konnten es oben an der Dünen erst einmal überhaupt nicht lokalisieren. Erst dachten wir, es kommt aus dem hinter uns liegenden Wald. Die Rufe kamen nicht aus dem Wald sondern viel weiter links von uns. Ein Mann stand ca 20 Meter vom Strand weg im Wasser mit Blick auf das Meer. Er war vielleicht bis kurz unter den Hüften im Wasser. Er war die Person die ey, ey gerufen hat. Es waren auch genügend andere Badegäste direkt unten am Strand in der Nähe. Aber es herrschte normale Ruhe und keine Panik oder sonstiges. Mein Blick richtete sich dann weiter hinaus Richtung Meer und da sah ich in den Wellen einen Mann, Kopfüber und mit den Armen links und rechts im Wasser treibend. Ich schnappte mir mein Bodyboard und rannte los zu der Person, die im Wasser stand. Es sind gute 100 Meter zu diesem Punkt. Mariyana hinterher. Ich rief runter auf dem Weg zum Strand Ambulanz und Polizei. Die Reaktionen waren sehr verhalten. Vermutlich konnten die meisten Personen, die am Strand lagen, die Person im Wasser gar nicht oder sehr schlecht sehen. Die Person die leider nur ey, ey gerufen hat wirkte geschockt, hilflos und auch leider alkoholisiert. Seine Maßnahmen haben leider nicht dazu beigetragen die Aufmerksamkeit zu erhalten…
Ich machte mich mit dem Bodyboard auf den Weg zur Person. Ich war gefühlt voller Adrenalin, meine Gedanken waren: pass auf Dich auf, schwimme ruhig, keine Panik, was ist mit der Person? Umso näher ich kam wurde mir klar, dass er bewusstlos sein muss. Als erstes drehte ich ihn auf den Rücken, Kopf nach oben, Mund aus dem Wasser. Ich klopfte ihm auf die Wangen und blies ihm Luft an die Wangen. Keine Reaktion. Die Hautfarbe war schon ein wenig verändert. Ich versuchte ihn auf das Board zu bekommen. Ich schaffte es nicht. Ich klammerte mich mit den linken Arm ans Board, hielt ihn mit dem rechten fest und legte ihn auf meine Brust und schwamm auf dem Rücken los. Es waren vielleicht nur 50 Meter, gefühlt kleinere Wellen. Ich hatte das Gefühl, dass ich so „langsam“ bin und gar „nicht vorankomme“. Es war eine gefühlte Ewigkeit… Es kamen noch 2 andere Männer zu mir. Einer versuchte ihn noch einmal aufs Board zu hieven, was aber eher suboptimal war, da mir auch das Board kurz weg rutschte. Ich bat ihn es zu lassen und Ruhe zu bewahren. Er drückte dann das bodyboard vor sich und so kamen wir besser voran. Da ich den Kopf des Mannes auf der rechten Brustseite hatte, konnte ich sehen, dass Schaum aus der Nase austrat. Ich habe auch versucht ihn so oft wie möglich anzusprechen. Ich wollte unbedingt das er sein Leben weiterleben darf, aber um ehrlich zu sein, hatte ich zu diesem Zeitpunkt schon so ein schlechtes Gefühl.
Der 2. Mann schwamm in einem Abstand von ca. 2 Metern hinter uns. Ich muss gestehen, dass ich es für sehr vernünftig halte. Somit war einer da der ggfs hätte noch eingreifen können wenn z.B. einem Helfer die Kraft ausgeht.
Als wir Boden unter den Füßen hatten, trugen wir den Mann, der warum auch immer Schuhe anhatte, an Land. Ich war gefühlt körperlich ziemlich KO und gleichzeitig unter Strom. Um ehrlich zu sein, hat keiner als erstes den Puls gefühlt. Einer der beiden Männer die mit im Wasser waren, hat mit der Herz-Lungen Massage angefangen und ich habe die Mund zu Mund Beatmung gemacht. Wir blieben am Ball aber es kam keinerlei Reaktion. Der Mann verlor durch Mund und Nase unglaublich viel Flüssigkeit und Nahrung. Trotzdem wirkte es so, als ob der Bauch prall gefüllt mit Flüssigkeit war. Die Hoffnung der Beteiligten wurde nach über 25 Minuten, nachdem der Mann aus dem Wasser war, immer geringer und auch bei der verspäteten Pulsfühlung hatten wir keinen Erfolg.
Die Ambulanz und die Polizei wurde selbstverständlich in der Zwischenzeit informiert. Mariyana hatte lange versucht einen lifeguard aus dem „bewachten Bereich“ zu finden, leider ohne Erfolg. Auch hat sie keinen Arzt oder andere Person gefunden, die vielleicht etwas mehr Erfahrung hatte als die Personen, die sich um den Mann, inklusive mir, gekümmert habe.
Nach über 30 Minuten und der deutlichen Hautverfärbung des Mannes habe auch ich begriffen, dass der Mann ein weiterer Stern an Himmel sein wird.
Ich habe mir erlaubt ihm eine würdige Körperhaltung zu geben und ihm das Gesicht gewaschen.
Irgendwann kam auch der Notarzt und die Polizei, die nichts anderes als das Ableben des Mannes feststellen konnten. Die Großmutter und der Bruder trafen auch im laufe des Abends ein. Wir waren da schon wieder oben auf der Düne. Die Schreie der Trauer der Großmutter über des Verlust des Enkels wird uns noch einige Zeit begleiten.
Stoyan (48) – Rest in Peace ⭐️
Meine große Bitte an Euch:
Passt auf Euch auf und unterschätzt die Kräfte dieses wunderschönen Planeten nicht.
WICHTIG:
Informiert Euch bei einer Einrichtung/Organisation, wie man bei einen Notfall jeglicher Art handeln soll 🙏🏻
Liebe Grüße
Euer Rutzel
P.S. Mir/uns geht es soweit gut. Wir haben wieder bestätigt bekommen, dass wir das Leben noch bewusster führen sollten 🍀
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